Elterngeld und Elternzeit für unser Lebensmodell sinnvoll nutzen

 

Du erfährst:

  • wie wir bei den ersten zwei Kindern Elterngeld und Elternzeit aufteilten, 
  • warum und wie wir es anders machten wollten
  • und für welche Variante an Elterngeld und Elternzeit wir uns jetzt entschieden haben.  

#127 Elternzeit und Elterngeld – wie planen wir beim dritten Kind die ersten Jahre

Mein Mann und ich versuchen seit Jahren eine möglichst gleichberechtigte Elternschaft zu leben. Die Entscheidung für ein drittes Kind weckte insbesondere in mir die Angst, (wieder) in die primäre Elternrolle zu verfallen. Im Sinne von: ich bin Mutter und Hausfrau. Alles andere ist erstmal für Monate nicht vorhanden. Diese Sorge führte bereits ab Kinderwunsch zu Gesprächen darüber, wie wir Elternzeit nutzen können und uns Elternzeit aufteilen könnten. 

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Ein Blick zurück

Bei Kind 1, geboren 2012, hatten wir ganz klar die Vorstellung: ich bleibe mindestens zwei Jahre zu Hause. Und beziehe zwölf Monate Basiselterngeld. So machten wir es auch. Mein mann nahm zwei Monate Elternzeit mit Basiselterngeldbezug in den ersten zwei Lebensmonaten unserer Tochter. Finanziell stellen wir uns so auf, dass ich im zweiten Jahr der Elternzeit ohne Einkommen bin. Finanziell passt es. Aber für mich war es nicht stimmig. Ich vermisste die geistige Auslastung. Durfte feststellen, dass ich das Mamasein liebe aber es mich allein nicht erfüllt. Ich entwickelte immer mehr berufliche Ängste, war neidisch auf arbeitgehende Menschen in meinem Umfeld. Und merkte, wie eng die Bindung zwischen meiner Tochter und mir war. Was dazu führte, dass ich mehr und mehr unabdingbar wurde.

Ich machte spontan eine Weiterbildung zum Systemischen Coach und ging in die Freiberuflichkeit als Kommunikationstrainerin.

Schnell entschieden wir uns, für ein zweites Kind. Wir wollten immer mehr Kinder und fanden die Vorstellung gut, sie recht dicht im Altersabstand zu haben.

2014 wurde unser Sohn geboren. Ich ging bei meinem Arbeitgeber von der einen Elternzeit in die andere. Ging diesmal ein Jahr in Elternzeit und Elterngeldbezug. Mein Mann nahm wieder die ersten zwei Monate Elternzeit mit Bezug von Basiselterngeld. Wir zogen vor der Geburt noch um. Kauften das Hause. Und hatten so einiges zu tun. Nach dem Jahr Elternzeit baute ich meine Selbstständigkeit weiter auf. Gründete dann später auch Finde dein Mama-Konzept.

Die Erfahrung: trotz der Haltung, dass mein Mann und ich beide für die Kinder da sein wollen und dass beide berufliche Tätigkeiten wichtig sind, bekamen wir so keine gleichberechtigte Elternschaft hin. Die Kinder waren sehr auf mich geprägt. Als die, die immer vor Ort war. Ich war nicht nur Mutter sondern auch Familienmanagerin. Wir änderten das über die Jahre. Hierzu findest du in anderen Podcast Episoden wie z. B. #??? mehr Infos. Aus diesen Erfahrungen heraus, wollten wir diesmal alles anders machen. 

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Unser Plan: ElterngeldPlus nutzen

Wir hatten unzählige Gespräche darüber, wie wir möglichst gut die Elternzeit und das Elterngeld aufteilen können. Finanzielles spielte diesmal auch eine größere Rolle. So arbeiten wir nun beide schon seit Jahren stundenreduziert und zahlen Schulgeld für unsere Tochter. D.h. Elternzeit ohne Elterngeldbezug war keine Option. Wir einigten uns auf folgende Idee:

Ich bleibe bis zum 6. vollendeten Lebensmonat unseres dritten Kindes zu Hause. Das bedeutet zwei Monate Mutterschutz und vier Monate Elternzeit mit Basiselterngeldbezug. Mein Mann erhöht ab sofort (das war Janaur 2020) auf 40 Stunden pro Woche und geht Vollzeit arbeiten. Danach gehen wir beide in Elternzeit und beziehen so lange wie möglich ElterngeldPlus. Mein Mann würde drei Tage die Woche arbeiten, ich zwei. So wechseln wir uns mit der Betreuung ab. Nachdem wir den Elterngeldrechner online genutzt haben und uns bei der Arbeitnehmer Kammer kostenlos beraten lassen haben, war klar: Wir können so dann acht Monate diese Aufteilung machen. Danach können wir dann noch den Partnerschaftsbonus nutzen. Hierfür würde ich dann auf 25 Stunden die Woche gehen und mein Mann auf 30 Stunden. Eine Betreuung für unser kleinstes Kind bräuchten wir dann für mindestens einen Tag. Das könnte bestimmt die Oma übernehmen. Dann können wir bis zum vollendeten 18. Lebensmonat die Betreuung familienintern regeln. Für uns ein großer Pluspunkt. Da wir mit Fremdbetreuung mit einem Lebensjahren bei den anderen beiden Kindern keine guten Erfahrungen gemacht haben. 

Elterngeld und Elternzeit richtig nutzen
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Die Reaktionen unseres Umfelds

Ich war sehr begeistert von dieser Idee. Machte mir lediglich um das Thema Stillen einen Kopf. So holte ich mir Tabea Laue in diesen Podcast und fragte sie um rat. Das Interview kannst du dir hier anhören.

Spannend waren die Reaktionen auf unseren Plan. Freunde und Kollegen waren erstaunt. Kommentare wie die folgenden kamen mehrfach auf: „Willst du nicht die Zeit mit Baby genießen?“ oder „Was sagt denn der Arbeitgeber deines Mannes dazu? Kann der einfach so in Elternzeit gehen?“ oder „Hat das nicht Nachteile für deinen Mann, wenn er in Teilzeit geht?“.

Mich ärgerte das sehr. Warum wurde immer nach dem Arbeitgeber meines Mannes gefragt und nicht nach meinem? Wieso ist es normal, dass ich als Frau in Teilzeit gehe und mein Mann nicht? Warum wird nur an die Nachteile für die Karriere meines Mannes gedacht und nicht an die für meine Karriere? Ich merkte mal wieder, wie unsere Gesellschaft da tickt.

Es kamen aber auch Hinweise, die uns verunsicherten. Ich las Blogartikel von Fällen, wo Eltern ElterngeldPlus zurück zahlen mussten, weil sie sich nicht an die angegeben Arbeitsstunden gehalten hatten. Oder Fälle, wo der Partnerschaftsbonus finanziell Nachteile ausgelöst hat. Auch lernte ich, dass ich als Selbstständige gelte. Auch wenn ich mein Haupteinkommen als Angestellte verdiene. Und so mein Elterngeld aus dem Kalender 2019 gerechnet wird. Und nicht, wie wir es bisher errechneten hatten, die 12 Monate vor der Geburt galten. Das macht einen Unterschied, da ich eine Gehaltserhöhung Ende 2019 bekam. Auch kam der Hinweis, dass wir mit diesem Modell vermutlich viel Elterngeld „verlieren“, weil wir so viel dazuverdienen. Wir hätten zwar so mehr Geld im Monat zur Verfügung aber wir würden unter dem Strich mehr Geld bekommen, wenn wir nicht so viel Arbeiten gehen würden, in dieser Zeit.

Wir waren verunsichert und entschieden uns für eine weitere Beratung.

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Wir entschieden uns für eine weitere Beratung

Nach einiger Recherche waren wir ziemlich genervt. Also warum nicht die fragen, die das Elterngeld am Ende berechnen. Mein Mann vereinbarte einen Termin bei der für uns zuständigen Elterngeldstelle für eine kostenfreie Beratung. Leider war das recht enttäuschend. Der Berater weigerte sich gemeinsam mit meinem Mann unsere Variante durchzurechnen. Dafür wäre die Beratung nicht da und wir könnten dies online machen. Mein Mann hatte unsere Berechnung des Elterngeldrechners ausgedruckt mit und stelle dann konkrete Fragen dazu. Aber wirkliche Antworten bekam er nicht. Wir wussten also immer noch nicht, ob wir durch diese Variante Elterngeld verlieren und worauf wir wachten müssen, damit wir den Anspruch nicht verlieren. Der Berater hat lediglich das wieder gegeben, was online überall steht. Also grobe Infos zu Basiselterngeld, ElterngeldPlus und dem Partnerschaftsbonus. Damit war uns nicht geholfen.
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Gespräche mit den Arbeitgebern

Wir hatten in dieser Phase beide unsere Gespräche mit unseren Arbeitgebern. Wir stellten weiterhin unser Modell so vor. Besprachen, wie wir wertschöpfend für unsere Arbeitgeber tätig sein können. Gerade bei mir als Agile Coach war die Frage, wie ich bei zwei feststehenden Arbeitstagen die Woche, sinnvoll eingesetzt werden kann. Dazu mehr in der Episode 128.
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Wir hatten innerlich keine Ruhe

Wir hatten uns für das Modell entschieden. Aber innerlich waren wir unruhig. Wir hatten das Gefühl, ggf. etwas übersehen zu haben. Waren verunsichert. So entschieden wir uns nochmal eine weitere Beratung zu machen. Diesmal eine, für die wir bezahlen. Mit einer Expertin, die mit uns alles durchrechnet. Ich war in Kontakt mit Verena Dias. Ich hatte ein Interview mit ihr für diesen Podcast geplant. Die Episode kannst du unter www.carolinhabekost.de/123 hören. Wir stellten ihr folgende Fragen:

  • Einmal unsere favorisierte Variante durchrechnen, so dass wir genau wissen, wie viel Elterngeld wir in welchen Monat bekommen und wie viel von unserem Zuverdienst wir behalten dürfen. 

  • Verlieren wir durch unser favorisiertes Modell Elterngeld? 

  • Würden wir mehr Elterngeld bekommen, wenn Carolin 12 Monate Elternzeit mit 
Basiselterngeld Bezug nimmt. Und André 2 Monate Elternzeit im Anschluss nimmt und Basiselterngeld bezieht (also Lebensmonate 13 und 14). Und wir dann gemeinsam über vier Monate den Partnerschaftsbonus nehmen (also Lebensmonate 15, 16, 17 und 18)? 

  • Wie müssten wir Elternzeit und Elterngeld aufteilen, um möglichst viel Elterngeld zu bekommen? 

  • Was passiert, wenn ich ungeplanterweise doch eine Anfrage für meine Selbstständigkeit habe? Wird mir dann gleich Elterngeld abgezogen? 


Wir bekamen alle unsere Antworten. Die wichtigsten Erkenntnisse: Wir haben keinen Nachteil durch die Nutzung des Partnerschaftsbonus. Wir haben zwar mehr Geld pro Monat zur Verfügung mit unserem ursprünglichen Plan aber nur, weil wir so viel dazu verdienen. Mehr Elterngeld bekommen wir durch einen längeren Bezug von Basiselterngeld.

Zeitgleich zu dieser Beratung begann die Corona Krise in Deutschland. Ich war gerade im Mutterschutz gegangen. Hatte den Plan ein gutes halbes Jahr später wieder zu kommen. Aber wie wird die Wirtschaft dann aussehen? Mein Arbeitgeber macht Umsätze dadurch, dass wir als Berater und Coaches eingekauft werden. Es war zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht absehbar, wie es zu meinem geplanten Wiedereinstieg aussieht. Es wurde über Kurzarbeit gesprochen.

Dazu kam völlig unvorhergesehen ein Schulwechsel unserer Tochter. Wir zahlen nun kein Schulgeld mehr. Damit haben wir plötzlich einen größeren finanziellen Spielraum.

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Also alles wieder umgeschmissen

Ergebnis: wir änderten unseren Plan. Trotz der Erfahrung, dass die Person, die das erste Jahr zu Hause bleibt, primär das die Familie managet und die Bezugsperson Nummer Eins für das Kind wird, fahren wir wieder ein Stück weit das alte Modell.

Ich gehe nun zwei Jahre in Elternzeit. Beziehe die ersten 12 Monate Mutterschutzgeld sowie Basiselterngeld. Mein Mann arbeitet Vollzeit. Danach geht mein Mann ein Jahr parallel in Elternzeit. Wir arbeiten beide Teilzeit in Elternzeit. Nutzen erst das ElterngeldPlus, dann den Partnerschaftsbonus. Durch den neuen finanziellen Spielraum werden wir zusätzlich noch vier Monate beide Teilzeit arbeiten, ohne Elterngeld zu beziehen. Damit betreuen wir unser drittes Kind bis zum vollendeten 24. Lebensmonat familiär.

Ja, in mir brach ein Stück weit eine Welt zusammen. So fühlt es sich doch so an, als hätte ich mich wieder beruflich zurückgestellt, um der Familie das Beste zu ermöglichen. Gewisse Ängste jetzt bei meiner Anstellung mehr den Anschluss zu verlieren und etwas zu verpassen, habe ich auch. Aber ich habe auch Ideen damit umzugehen. Und Mama-Konzept kommt es sicherlich zu Gute. Denn ich werde sicherlich viel Mehr Zeit und Energie in meine nebenberufliche Selbstständigkeit einbringen. Ich darf zwar nichts dazu verdienen bzw. muss hier sehr aufpassen. Aber ich kann Produkte entwickeln, den Podcast ausbauen, usw.

Wie wir Elternzeit und Elterngeld planen
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Die Zukunft ist Ungewiss

Ich bin gespannt, ob das nun wirklich unsere finale Variante ist. Wir haben diese nun zumindest so bei unseren Arbeitgebern eingereicht. Nochmal ein Gespräch geführt und erklärt, warum wir es nun anders machen. Auch haben wir jetzt vor der Geburt den Antrag für Elterngeld bereits schon soweit ausgefüllt.

Aber es kommt ja immer anders als geplant. Siehe Kind 1 und Kind 2. Daher sind wir offen für das was kommt. Wir werden trotz des Plans, unser Kind 3 bis zum zweiten Lebensjahr allein zu betreuen, direkt nach der Geburt einen Krippenplatz anmelden. Sollten wir dann einen Platz bekommen, können wir immer noch schauen, ob wir diesen nutzen möchten. Auch nehme ich mir vor viel Kontakt mit meinen Kollegen zu haben und beruflich on track zu bleiben. So dass ich jederzeit wieder einsteigen kann.

Wenn ich was gelernt habe mit meinen Kindern, dann dass es nicht sinnvoll ist zwei Jahre im Voraus zu planen. Es ist viel hilfreicher von Phase zu Phase zu planen.

Elterngeld und Elternzeit beim dritten Kind
Wie hast du Elternzeit und Elterngeld aufgeteilt? Und würdest du es wieder so machen? Hinterlasse mir deine Erfahrung in den Kommentaren. Ich freue mich drauf!

Diese Episode ist im April 2020 aufgenommen und wird erst später veröffentlicht. Da ich während meines Mutterschutzes vorproduziere. Wenn du mehr über mich als Person erfahren möchtest, folge mir auf Instagram. Hier gebe ich immer wieder Einblicke hinter die Kulissen von Mama-Konzept. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Episode ist unser Baby längst schon da und wir unser Leben hat sich wieder neu sortiert.

Alle Infos und Angaben zu Elternzeit und Elterngeld sind Angaben ohne Gewähr. 

 

Links

Unter www.carolinhabekost.de/123 kannst du dir die Episode „Variationen von Elterngeld verstehen – Verena Dias im Interview“ anhören. 

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